Mit der Nähmaschine auf dem Gletscher

Konzept Snowfarming

Der Begriff Snowfarming umfasst die Präparation, die Lagerung, Konservierung und Pflege von Schneedepots. In den Skigebieten werden Schneedepots mit Vlies abgedeckt, für den Langlaufsport wird die Schneedecke mit Sägemehl oder Holzschnitzel konserviert. Beim Snowfarming in Skigebieten wird Schnee gesammelt und mit einer Abdeckung wärmeisoliert, damit dieser für die nächste Saison erhalten bleibt. Dieses Konzept wird bereits seit den 1990er-Jahren angewendet, wobei immer mehr Bergbahnen darauf zurückgreifen, damit die Betriebszeiten verlängert und die Energiekosten für die Beschneiung reduziert werden können. Durch das Snowfarming in Gletschergebieten kann zudem die Gletscherschmelze verlangsamt werden. 

Auf der Diavolezza wird Snowfarming seit 2007 mit Geotextil-Vlies angewandt, um das Schmelzen des Schnees während des Sommers zu verhindern. Dies ist eine wichtige und intensive Arbeit im Frühling nach Skibetriebschluss. Schneevorräte werden angehäuft und abgedeckt. Mit der Zeit verwandelt sich der Schnee zu Firn unter dem Vlies, bevor diese im Spätsommer/Herbst wieder eingerollt wird. So können die Pisten für das Skitraining im Herbst frühzeitig vorbereitet und die Skisaison planmässig gestartet werden. 

Arbeitsalltag auf der Diavolezza

Um 8.00 Uhr geht es mit der Mitarbeiterkabine zur Bergstation. Nach einer kurzen Besprechung fährt das Pistenfahrzeug die Mitarbeitenden zum Pistenbereich, welcher abgedeckt werden muss. Dort wurde in den letzten Tagen bereits der Schnee mit dem Pistenfahrzeug zusammengestossen, damit möglichst viel Schnee über den Sommer erhalten bleibt. Insgesamt ist das 14-köpfige Team ca. vier Wochen mit dem Vorbereiten und dem Abdecken des Gletschers beschäftigt.  

Die Arbeitsschritte sehen wie folgt aus: Nachdem die Schneedepots angelegt wurden, werden die Folien/Vlies aus dem Depot mit einem speziellen Aufsatz auf der Pistenmaschine an den jeweiligen Standort transportiert. Die Vliesrollen sind fünf Meter breit und 70 Meter lang. Die Mitarbeitenden befestigen den Anfang der Rolle mit Steinsäcken und dann wir die Plane abgewickelt. Sobald die Planen auf dem Schnee liegen, werden jeweils die Enden zweier Planen mit einer speziellen Nähmaschine zusammengenäht, dies erfordert viel Geduld und Handarbeit. Sobald zwei Folien miteinander befestigt sind, werden die Folien glattgezogen. Für diesen Schritt ist Muskelkraft gefragt. Reicht die Handarbeit nicht aus, kommt das Pistenfahrzeug zum Einsatz – mit dem Risiko, dass die Folie reisst und das Loch mit der Nähmaschine geflickt werden muss. Sobald eine Vlieslänge gelegt und genäht ist, werden zur Befestigung der Planen meterweise Steinsäcke verteilt. Fürs Abdecken des Gletschers ist Teamarbeit gefragt: transportieren, freischaufeln, ziehen, glattlegen, nähen, beschweren etc. Die körperliche Arbeit fordert jeden auf dieser Höhe und ab und zu ist eine Pause nötig. Das Arbeitsklima ist kollegial, eine Schneeballschlacht oder der eine oder andere Witz gehören dazu. Das Team der Diavolezza deckt mit ca. 115 bis 120 Vliesrollen 40‘000 Quadratmeter ab. Unter den Planen befindet sich eine Schneedecke von durchschnittlich fünf Metern. Das Ziel ist, diese so intakt wie möglich über die Sommermonate zu erhalten. Natürlich ist der Aufwand gross, aber es ist unerlässlich, mit den natürlichen Ressourcen sparsam umzugehen. Dank des Snowfarmings konnte der Diavolezza Gletscher auch wieder an Masse gewinnen. 

Plastikfreies Vlies

Das neue Vlies besteht aus Polylactide/ Polymilchsäure, welches aus natürlichen Rohstoffen (biobasiert) hergestellt wird und ist neu plastikfrei. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft. Das plastikfreie Vlies wird in Belgien hergestellt. Das Material ist recyclebar, aber muss nach fünf Jahren ersetzt werden. Denn sobald das Vlies schmutzig ist, verliert es seine Funktion als reflektierende Schutzfolie.